Daten vernetzen Mobilität

«Silos» dominierten lange die «Mobilitätswelt» – und tun es teilweise immer noch. Dabei kann Mobilität in einem dichtbesiedelten und hochentwickelten Land wie der Schweiz nur in einer Gesamtsicht sinnvoll entwickelt werden. «Glaubenskriege» helfen nicht, das Mobilitätssystem sicherer, effizienter, ökologischer und damit menschenfreundlicher oder nachhaltiger zu gestalten. Die Strukturen der öffentlichen Hand, aber auch die Unternehmen sind jedoch – noch – nicht so aufgestellt: es gibt Ämter für öffentlichen Verkehr, und solche für die Strasse. Es gibt Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, und solche, die die Bedürfnisse des (motorisierten) Individualverkehrs bedienen. Doch neue Verkehrsformen stellen diese Aufstellung zunehmend in Frage: «Mobility as a Service» oder Sharing Angebote passen nicht mehr in das «Schwarz-Weiss-Schema» aus der Vergangenheit.

 

Aus diesem Grund bringen wir bei its-ch Menschen zusammen. In den Netzwerkanlässen und den Arbeitsgruppen treffen Experten der verschiedensten Hintergründe aufeinander. So entwickeln wir ein gemeinsames Verständnis, sozusagen eine gemeinsame Sprache. Und können Schritt für Schritt auch über die bisherigen Grenzen Probleme besprechen und lösen.

 

Am Netzwerkanlass vom 30. Mai 2018 haben wir uns mit dem Thema Daten beschäftigt: welche Einsichten können wir aus den immer grösser werdenden Datenmengen gewinnen, und welche Leistungen kann man damit verbessern, oder neu entwickeln?

 

Daniel Bärtsch von der Siemens Mobility AG hat die vielfältigen Herausforderungen zuerst aus dem Blickwinkel Automobil betrachtet. Mit der Zunahme der Sensoren in den Fahrzeugen und an den Infrastrukturen in Ergänzung mit den Kommunikationsmöglichkeiten, insbesondere den kommenden der Generation 5, können sowohl die Kapazität, die Sicherheit und die Umweltbelastung positiv beeinflusst werden. Er spannte den Bogen auch in den Eisenbahnmarkt – Siemens ist hier einer der global Player.

https://w1.siemens.ch/mobility/ch/de

 

Peter Herzog von der Geschäftsstelle «Systemführerschaft Kundeninformation» hat aufgezeigt, wie die «Open Government Data» Politik des Bundes umgesetzt wurde – und was sie bis heute bewirkt hat. Die Systemführerschaft wurde ab 2012 auf eine Eingabe der BLS unter der Federführung des Bundesamts für Verkehr (BAV) mit allen Beteiligten entwickelt und wird seit 2016 von einem Managementboard geführt, in dem alle Parteien vertreten waren – bis zur Einführung der Open Data Schnittstelle, die das BAV in Auftrag gegeben hatte: nun gibt es nicht mehr nur öV-Unternehmen als «Stakeholder», sondern diverse weitere Organisationen. Hier müsste die Governance nun eigentlich erweitert werden.

https://www.opentransportdata.swiss

 

Warum? Das zeigte Andreas Gutweniger auf, der auf der Basis dieser Open Data Schnittstelle in seiner Masterthesis die Pünktlichkeit der öV-Unternehmen untersuchte und nun auch mittels Machine-Learning eine Prognosefunktion erstellt hat – die besser ist, als die der Bahnen selbst; die vermutlich etwas teurer waren. Die Sorgen eines «Datenabnehmers»: bleiben die Daten zugänglich, und wie kann man Änderungswünsche eingeben?

Puenktlichkeit.ch

 

Antavi arbeitet ebenfalls mit grossen Datenmengen. Sebastian Feese vom ETHZ-Spinoff zeigte die Analyse der Bewegungen von grossen Menschenmengen am Beispiel vom Züri- und dem Oktoberfest. Mit diesen Daten können Sie nicht nur herausfinden, an welchem Eingang sie die kürzeste Warteschlange haben und dass die Italiener gar nicht am «Italienerwochenende» auf die Wiesn gehen, sondern auch für die Sicherheit wichtige Informationen erkennen und entsprechende Massnahmen einleiten. Aber auch die weitere Entwicklung solcher Grossanlässe, zum Beispiel für wie die Wegführung, lässt sich mit den Visualisierungen und Analysen einfacher und zielgerichteter durchführen als dies bisher möglich war.

http://www.antavi.ch/

 

Die Präsentationen sind hier abgelegt: https://www.its-ch.ch/archiv/veranstaltungen/

 

Der nächste Netzwerkanlass findet am 11. September 2018 um 17 h in Bern statt – am besten schon im Kalender vormerken.